Urban Gardening ist mehr als nur ein Trend! Du möchtest trotz, dass du in der Stadt lebst nicht auf eigens angebautes Obst und Gemüse verzichten? Kein Problem! Es ist ganz einfach auf dem Balkon oder deiner Dachterrasse frische Kräuter, Obst und Gemüsesorten anzubauen.
Urban Gardening bedeutet Gärtnern auf öffentlichen Plätzen in der Stadt oder in einer Stadtwohnung ohne Garten. Die Ausrichtung deines Balkons entscheidet, was am besten angepflanzt werden kann. Die meisten Balkone sind nach Süden ausgerichtet, was ideal für wärmeliebende Kräuter, Tomaten, Gurken, Paprika und Erdbeeren ist.
Woher kommt Urban Gardening?
Urban Gardening gibt es seit ca. 35 Jahren, es wird davon ausgegangen, dass es seinen Ursprung in Kuba hat. Denn nach dem Lieferstopp von günstigem Erdöl aus der Sowjetunion 1989 musste Kuba seine Landwirtschaft umstellen. In dem armen kommunistischen Land spielte dabei die urbane Landwirtschaft eine zentrale Rolle um Nahrungsmittel zu beschaffen.
Der Begriff “Urban Farming” (Urbane Landwirtschaft) geht über die Formen des urbanen Gartenbaus hinaus und beinhaltet beispielsweise Ackerbau und Tierhaltung in städtischen Ballungsgebieten. Sinn und Zweck ist es nah am Bedarf zu produzieren, um Transportwege zu reduzieren.
6 Kreative und platzsparende Pflanzgefäße für deinen Urban Garden
1) Balkon-Kästen
Der klassische Balkonkasten ist die einfachste Variante, um einen großen Kräutergarten auf dem Balkon platzsparend zu platzieren. Da die Kästen außen am Geländer befestigt werden, nehmen sie keinen Platz auf dem Balkon in Anspruch.
Wie du siehst, hast du auch mit wenig Platz eine Menge Möglichkeiten, deinen Traum vom Urban Garden wahr werden zu lassen. Fang am besten mit wenigen und pflegeleichten Pflanzen an. So hast du Anfangs einen besseren Überblick und nicht zu viel zu tun. Im nächsten Jahre kannst du dann immer noch deine Pflanzenanzahl steigern. Also kauf dir ein paar Samen oder Setzlinge und leg einfach los 😊
2) Stehende oder hängende Kräuterregale
Da auf dem Balkon oft nicht allzu viel Platz ist, sind hängende Regale eine Möglichkeit um trotzdem viele verschiedene Kräuter zu pflanzen. Außerdem kannst du sie selbst herstellen: Du kannst entweder ganz normale Wandregale zweckentfremden oder du bindest verschiedene Körbe mit Seilen aneinander fest.
3) Blumenampeln/Makramees
Wenn du in Blumenampeln Erdbeeren, Kräuter und essbare Blumen pflanzt sind sie ein platzsparendes und hübsches Element auf deinem Balkon-Garten. Es gibt schöne Varianten im Internet, du kannst sie aber auch ganz einfach selbst machen.
4) Pflanzenleitern und -treppen
Da ein Urban Garden nicht nur nützlich, sondern auch schön sein soll, sind Pflanzenleitern ein absolutes Must-Have, denn sie machen sich super als Dekoration. Sie sind schnell selbst gebaut oder können bei Amazon bestellt werden. Sie sind eine gute Option um auf mehreren Ebenen Pflanzen zu halten. Sie sind jedoch oft nicht ganz so platzsparend wie hängende Varianten.
5) Hochbeet
Speziell für beengte Verhältnisse auf Balkon oder Terrasse gibt es mehrstöckige Hochbeete.
Es gibt verschiedene Varianten: Entweder hast du auf meheren Etagen Pflanzen (teilweise als Stecksystem) oder eine untere Etage dient als Stauraum und das klassische Hochbeet ist in der zweiten Etage.
So oder so sind Hochbeete eine schicke Sache und ermöglichen rückenschonendes Gärtnern.
6) Rankhilfe
Die meisten Balkone haben ein Balkongeländer, das als Rankhilfe für Zuckererbsen, Bohnen, Weintrauben und anderen rankenden Nutzpflanzen dient. Ansonsten gibt es günstige Rankgitter. Zum Glück sind viele rankende Nutzpflanzen anspruchslos was den Boden betrifft und kommen mit kleinen Töpfen oder Balkonkästen bestens aus.
Welche Pflanzen eignen sich am besten für meinen Garten auf dem Balkon?
Welche Pflanzen sich am besten für deinen Balkon eignen, richtet sich hauptsächlich nach der Ausrichtung deines Balkons. Für Balkone mit Südausrichtung eignen sich besonders wärmeliebende Kräuter und Gemüsesorten wie Tomaten, Gurken oder Paprika. Doch auch auf einem Ost- oder Westbalkon, lässt sich eine Menge anbauen. Sorten wie Spinat, Mangold oder Kresse bevorzugen sogar einen halbschattigen Platz.
Gemüsesorten für Anfänger
- Tomaten
Der absolute Klassiker darf in keinem Urban Garden fehlen. Tomaten benötigen viel Sonne und eine Menge Wasser. Am besten du gießt sie zweimal täglich. Tomaten vertragen keinen Frost, daher sollten sie erst ab Mitte Mai ausgesät werden. Damit deine Tomate nicht umfällt, solltest du ihr eine Rankhilfe geben. - Paprika
Auch die Paprika ist eine wärmeliebende Pflanze und sollte deswegen erst ab Mitte Mai ausgesät werden und an einem sonnigen Standort platziert werden. - Zuckererbsen / Klettererbse
Zuckererbsen brauchen keinen Garten – ein kleiner Topf und eine Rankhilfe – wie zum Beispiel Balkongeländer – sind ausreichend! Wir empfehlen die Samen drinnen vorzuziehen bevor du sie ins Freie setzt. - Gurken
Gurken brauchen wie die Tomate, viel Sonne und sollten daher erst ab Mitte Mai ausgesät werden. - Radieschen
Radieschen sind eine super Einsteigerpflanze, da sie sehr schnell wachsen. Bereits nach rund vier Wochen kannst du sie ernten. Sie können zwischen April und September ausgesät werden. Sie mögen einen sonnigen bis halbschattigen Standort. - Möhren
Möhren lieben die Sonne und können zwischen Februar und Juni ausgesät werden. Als Nachbar zu den Möhren bietet sich besonders die Zwiebel an, denn sie schützt die Möhre vor den lästigen Möhrenfliegen.
Als Pflanzgefäß eignet sie ein sogenannter Pflanzsack. Den bepflanzt du wie einen gewöhnlichen Kübel, aber kannst die Ernte über ein praktisches Seitenfach direkt aus der tieferen Erdschicht entnehmen. - Feldsalat
Feldsalat im Hochbeet oder in 2 Reihen im Balkonkasten. Feldsalat ist pflegeleicht und kann direkt im Beet ausgesät werden. FBereits 2-3 Monaten ist er erntereif!
Kräuter
Auch Kräuter eignen sich super für den Balkon, sie sollten jedoch nicht in der prallen Sonne platziert werden.
Klassiker sind: Dill, Basilikum, Schnittlauch, Petersilie, Kresse, Salbei, Thymian, Melisse und Minze.
Obstsorten für deinen Balkon
- Erdbeeren
Erdbeeren sehen nicht nur super aus, sondern schmecken hervoragend. Deswegen finde ich, dass sie ein Must-Have für jeden Urban Garden sind. Erdbeeren wachsen super in Kübeln und können ab Juni geerntet werden. - Zitronen
Ein weiterer Hingucker sind Zitronen, denn sie bringen Mittelmeer Flair auf deinen Balkon. Da du sie im Winter in deine Wohnung bringen musst, solltest du sie in einen Kübel pflanzen. Ab Mitte Mai kannst du deinen Zitronenbaum nach draußen bringen. Zitronen blühen das ganze Jahr über, nur für die Ernte musst du etwas Geduld haben-es kann bis zu 14 Monate dauern bis die Früchte reif sind. - Himbeeren
Auch Himbeeren kannst du im Kübel pflanzen. Ein gut geeigneter Standort ist eine windgeschützte und sonnige Ecke. Du kannst deine Himbeere sogar überwintern, wenn du ihre Triebe zurückschneidest und den Kübel mit Vlies umwickelst. - Heidelbeeren
Heidelbeeren kannst du in einem Kasten oder Kübel anbauen. Sie mögen einen sonnigen Platz und brauchen viel Wasser, da sie einen sauren Boden brauchen solltest du sie in Moorbeeterde pflanzen. - Melonen
Melonen können ab Mitte Mai auf den Balkon ziehen. Sie bevorzugen einen halbschattigen Platz und brauchen viel Wasser. Für die jungen Triebe solltest du deiner Melone ein Rankgitter bereitstellen.
Bienenfreundliche Pflanzen
Da Bienen immer weniger Nahrung finden und dadurch sterben, kannst du ihnen gut mit bienenfreundlichen Pflanzen auf deinem Balkon helfen. So hast du nicht nur schöne Blüten auf deinem Balkon, sondern tust auch etwas für die Umwelt. Fertige Blütenmischungen für Bienen gibt es bei Amazon zu bestellen.
Wann sollte ich mit dem Urban Gardening beginnen?
Da die meisten Pflanzen im Frühling gesät werden, kannst du von Februar bis Mai mit dem aussäen deiner Pflanzen beginnen. Solltest du etwas spät dran sein, kannst du dir natürlich auch Jungpflanzen bei deinem Baumarkt kaufen.
Ist eine Selbstversorgung mit einem Balkon-Garten möglich?
Auch wenn es positiv ist, dass Themen wie Selbstversorgung und Autarkie voll im Trend sind, ist dennoch ein kritischer Blick gerechtfertigt. Ist es wirklich realistisch und überhaupt erstrebenswert, dass ein “Otto-Normal-Verbraucher” plötzlich auf 100% Selbstversorgung aus dem eigenen Garten oder sogar Balkon umsteigt?
In den Zeiten vor den Supermärkten war es nicht selten so, dass die ganze Familie in die Lebensmittelversorgung eingebunden war, die Jungen haben geerntet und die Älteren haben sich um die Verarbeitung gekümmert. Jeder wurde gebraucht und die Arbeit war hart und mühselig.
Heute wird auf Blogs, Youtube und Magazinen mit Titeln geködert, die versprechen eine Selbstversorgung sei mit 3 Stunden pro Woche durch eine Person möglich. Dazu kommt noch das ganze fehlende Wissen und die Erfahrungen rund ums Gärtnern, die in unserer Gesellschaft kaum noch weitergegeben werden und die erstmal “nachgeholt” werden muss.
Nicht die Erntemenge ist das Problem, sondern die Kaloriendichte
Während es viele pflegeleichte Obst- und Gemüsesorten gibt, sieht das bei den kalorienreichen, pflanzlichen Lebensmitteln schlechter aus.
Theoretisch lassen sich auch auf einem großen Balkon genügend Kalorien aus Obst und Gemüse herstellen wie Ralf Roesberger vom Selbstversorgerkanal zeigt. Aber praktisch wäre das Volumen an Nahrung einfach zu groß, so dass du vielleicht satt wirst, aber nicht genug Kalorien aufnehmen würdest. Es fehlen dann doch die “Kalorienbringer” wie Getreide, Ölsaaten und tierische Produkte, die entsprechend kaloriendicht sind.
Getreide und Ölsaaten lassen sich durch einen Laien nur schwer anbauen, geschweige denn ohne entsprechendes Werkzeug richtig verarbeiten. Ganz gut klappt es hingegen bei Trockenbohnen, Trockenerbsen, Süßmais und Kartoffeln. Auch ein eigener Nussbäume (Walnüsse, Haselnüsse usw.) macht wenig Arbeit und bringt ab einer gewissen Größe reichlich Ernte. Die Auswahl an pflanzlicher, kalorienreicher Nahrung ist also sehr begrenzt.
Eine abwechslungsreiche und vor allem befriedigende und zeitsparende Selbstversorgung sieht aber anders aus oder?
Anteilige Selbstversorgung ist realistisch(er)
Deutlich realistischer ist es hingegen einen gewissen Anteil des Lebensmittel-Bedarfs selbst zu versorgen und den Rest einzukaufen.
Viele versorgen sich während der Gartensaison, also April bis September größtenteils selbst mit Obst und Gemüse und kaufen Getreide, Ölsaaten und tierische Produkte ein. Auch die Haltung von Hühnern und Wachteln ist beliebt, weil sie pflegeleicht sind und uns mit frischen Eiern versorgen.
Für den Winter kannst du dein selbst geerntetes Obst und Gemüse durch Einkochen, Fermentieren und Einlegen haltbar machen und so einen Teil deines Obst und Gemüse-Bedarfs auch im Winter selbst decken.
Wenn dir zum Gärtnern allerdings nur der begrenzte Platz auf dem Balkon zur Verfügung steht, wird höchstwahrscheinlich nur eine Selbstversorgung mit Kräutern und bestimmten Obst- und Gemüsesorten (z.B. Tomaten) gelingen.
Das Ziel einer möglichst hohen Selbstversorgung vom Balkon-Garten stünde dann im Konflikt damit, dass dein Balkon auch noch schick aussehen soll. 😉
Buchempfehlungen für maximale Ernte auf kleinem Raum
In “Mein Naschbalkon” von Elisabeth Mecklenburg erfährst du wie du Blumenkohl, Kohlrabi und Obstbäumchen auf deinem Balkon pflanzt und so deinen Balkon in eine idyllische Pflanzen-Oase verwandelst. Besonders nützlich: Tipps und Empfehlungen welche Obst- und Gemüsesorten sich für Balkon und Terrasse sehr gut eignen.
Nach Jahreszeiten gegliedert erfährst du in “Balkon Basics” von Mascha Schacht alles wichtige so wie es im (Balkon-)Gartenjahr anfällt. Neben Portraits zu einsteigerfreundlichen, robusten Pflanzen finden sich kleine Projekte zum Ausprobieren und garantiertem Gartenspaß!
Bei “Ernteglück auch ohne Garten” von Doroteha Baumjohann lernst du die unterschiedlichen vertikalen und mobilen Pflanzenelemente für den Balkon selber zu bauen. Das Buch zeigt dir welche Pflanzen sich besonders für den Anbau in Boxen, Kisten und Regalen eignen. Außerdem erhälst du praktische Anbaupläne für MIni-Mischkulturen für maximale Erntevielfalt trotz wenig Platz.
Hochbeete erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Im Buch “Mini-Hochbeete” zeigt dir Joachim Meyer wie du auch ohne Garten den Traum einer reichen Ernte verwirklichst. Du lernst wie du auf Balkon und Terasse auf (in wahrsten Sinne 😉 ) hohem Niveau gärtnerst und dabei die Vorzüge der Mini-Hochbeete für dich nutzt. Diese Mini-Hochbeete sorgen für mehr Ertrag auf der gleichen Fläche und ermöglichen bequemes und rückenschonendes Gärtnern!
Fazit
Bei der riesen Auswahl an einsteiger-freundlichen Obst- und Gemüsesorten ist sicher auch das passende für dich dabei. Kombiniert mit den schicken und platzsparenden Pflanzgefäßen steht deinem Urban-Garden-Balkon nichts mehr im Wege. 🙂
Tipp: Noch einfacher wird es, wenn du deine Balkon-Pflanzen mit einem Solar-Bewässerungssystem automatisch bewässern lässt.
Die Natur ist für mich eine Kraftquelle. In meinem 20qm Stadtgarten pflanze ich Kräuter und Gemüse – im Beet, Hochbeet, Balkonkasten und Kübel. Die Zucht von Sprossen und Mikrogrün bringt außerdem das ganze Jahr frischestes Gemüse! Ansonsten bin ich Minimalistin, nicht aus Geiz sondern weil es für mich Lebensqualität bedeutet: Denn je mehr du bestitzt, desto mehr besitzt es dich!